Das hier wird jetzt kein langweiliger Labortest, sondern eher ein vollkommen entspannter Erfahrungsbericht. Über CA’s oder Randschärfe, etc. könnt ihr mich bei Gelegenheit natürlich in den Kommentaren fragen, aber vor allen Dingen geht es hier um die absolute Praxis.

 

Die Kaufentscheidung

Vor fast zwei Jahren habe ich beschlossen von APS-C auf Vollformat umzusteigen. Gründe dagegen: größere Kamera und teurere Objektive. Gründe dafür: Mehr Dynamikumfang, aber vor allen Dingen kann ich in kleineren Räumen zum Beispiel auf 24mm weitwinklig fotografieren, ohne dass es zu viele Verzerrungen gibt. Daher kam das 24-70 F2.8 Objektiv direkt mal dazu. Vergleichsweise hätte ich bei APS-C hier von 24mm auf 16mm runter gemusst, um genauso viel auf das Bild zu bekommen und um ehrlich zu sein, sind die Verzerrungen da schon deutlich sichtbarer. Längerfristig wollte ich trotzdem noch weitwinkliger gehen. Gleichzeitig sollte es natürlich lichtstark bleiben.

Lange habe ich mit dem Gedanken gespielt auf 20mm oder auf 18mm zu gehen. Wenn man den hohen Preis der nativen Objektive mal außer Acht lässt, kommt hinzu, dass ich noch weitwinkliger gehen wollte und gleichzeitig mindestens eine Blende von F2.8 haben wollte. Warum? Damit ich ggf. auch Sterne fotografieren oder auch einzelne Objekte freistellen kann. Oft kommt man in Situationen, in denen man dunkle und enge Räume hat und trotzdem viel auf das Bild bekommen möchte.

Ich habe mich sonst immer fern gehalten von Objektiven der Fremdhersteller. Nach langem Überlegen, Vergleichen und vielen Spielereien in Fachgeschäften habe ich mich dann doch für einen Drittanbieter entschieden, der beinahe ein drittel des nativen Gegenstücks kostet. Dabei sei gesagt, dass der Vergleich nicht nebeneinander gemacht wurde, sondern sich lediglich auf kurzzeitige aufeinanderfolgende Tests bezieht, aber bevor ich den Preis des Objektivs kannte, habe ich ihn als „vergleichbar“ eingestuft.

Ich hielt das Samyang 14mm F2.8 AF in der Hand. Ein Objektiv mit einem Fokusring aus Kunststoff, der mal wirklich „smooth“ ist und einem Gehäuse aus Metall (ich schätze mal Aluminium). Insgesamt ein sehr wertiger Eindruck, selbst wenn man die Linse mit den kostspieligen Konkurrenten vergleicht. Man muss dazu sagen, dass es die AF Version ist. Die MF Version (also manueller Fokus) ist in etwa doppelt so günstig und besteht eher aus Plastik. Nichtsdestotrotz ein geiles Teil für den Preis. Achja. Preis? Inklusive Autofokus unter 650,- €! Das ist mal eine Kampfansage.

Take my money!

 

Die Verwendung

Ich habe damit Personen fotografiert. Diese habe ich mit dem Gesicht möglichst zentral platziert. Ansonsten kann man das ganze sehr kreativ nutzen, indem man einzelne Körpergliedmaßen absichtlich an den Rand legt, um sie länger aussehen zu lassen. Natürlich ist hier die Rede von weiblichen Beinen.

Der Autofokus ist selbst in Bewegung relativ schnell und treffsicher. Eventuell werde ich das Objektiv nachkalibrieren, um nochmal den letzten Feinschliff zu machen, aber so ist der Autofokus auch schon sehr, sehr geil. Besser als ich es von einem so günstigen Objektiv erwartet hätte. Bedenkt, dass das Modell auf dem Bild gerade am Fahren war und ich praktisch auf dem Boden lag. Und genau hier sieht man diesen krassen Effekt der langen Beine. Jedem ist klar, dass die Proportionen unrealistisch sind, aber das ist gerade das Kreative an den 14mm!

Wie ist es denn nun mit Sternen?

Am selben Abend habe ich mit dem Modell die untergehende Sonne beobachtet und konnte somit ein weiteres Bild mit ihr und den Sternen machen. Dabei waren wir direkt am Stadtrand und der Himmel war jetzt nicht gerade übersät mit Sternen.

Hier habe ich den Himmel etwa 8 Sekunden lang belichtet während ich das Modell kurz entfesselt angeblitzt habe.

Weiter habe ich den großen Schärfebereich bei gleichzeitig offener Blende verwendet, um den Hintergrund zu dekomprimieren.

Die Picknickdecke mag etwas groß wirken, aber das Modell ist im Bildzentrum und somit halbwegs realitätsproportional, während ich auch die Burg, die sich keine 20m dahinter befand, komplett auf das Bild bekam. Weiter zurück konnten wir nicht, weil sich hinter mir ein unüberwindbarer Holzzaun befand. Die Freiheiten des Objektivs machen sich vor allen Dingen in solchen Situationen bemerkbar.

Für die Vlogger und Selfiefanatiker habe ich auch mal ein Selfie mit dem Objektiv gemacht. Hier vom Team der selben Fotosession.

Mein Arm und der Popo der Stylistin mögen jetzt etwas „verzerrt“ wirken, aber das wichtige ist, dass alle locker auf das Bild gepasst haben und ich musste die Kamera nicht komplett vom Körper wegziehen, sondern konnte sie angewinkelt sehr bequem halten.

Im Anschluss möchte ich euch aber trotzdem noch ein Bild davon zeigen, wie denn ein Bild von Sternen aussieht. Mitte September diesen Jahres bin ich nämlich ein wenig rausgefahren, um bei Nacht den Sternenhimmel mit dem Samyang Objektiv zu machen. Die kurze Brennweite erlaubt es nämlich auch Sterne länger zu belichten. Das untere Bild ist bei 20 Belichtungssekunden entstanden. Dadurch konnte ich die Sensorempfindlichkeit auf ISO 800 herunterschrauben und die Qualität beibehalten. Im Winter will ich in die Berge, um das ganze eventuell sogar noch besser zu fotografieren.

Seht ihr die Milchstraße? Mit dem bloßen Auge war diese nicht wirklich erkennbar.

 

Fazit

Mal ganz ehrlich, für ein so günstiges Objektiv ist nicht nur die Bauqualität sondern auch die viel entscheidendere Abbildungsqualität der absolute Hammer! Ich will garkeine Haarspalterei betreiben und sagen, dass es besser sei als die Konkurrenten im vierstelligen Bereich. Ich wüsste jetzt aber nicht viel, was ich bei dem Objektiv vermissen würde.

Videos habe ich damit auch problemlos gedreht und große Menschenmengen auf engstem Raum ins Bild hineinbekommen. Der Autofokus ist bei gewöhnlichen Bedingungen absolut nicht hörbar, dadurch kann man auch den Ton über die Kamera problemlos aufnehmen.

Die Begeisterung für das Objektiv hat mich letztenendes dazu bewegt mir den Hersteller viel genauer anzusehen und ich werde auch weitere Objektive erwerben. Welche, will ich noch nicht verraten, aber ich halte euch auf dem Laufenden.

Manchmal lohnt sich eben auch günstig kaufen. Ich habe das Samyang 14mm F2.8 AF bereits liebevoll „Sammy“ getauft und jede Assistenz, die mich begleitet, weiß genau was ich meine, wenn ich „man reiche mir Sammy“, sage. Die einzige Linse in meiner Objektivsammlung, die überhaupt einen Spitznamen trägt.

Mehr zu den Objektiven von Samyang findet ihr übrigens hier.

Noch Fragen?

[Die Bilder sind selbstverständlich alle ein klein wenig „gephotoshoppt“.]