Ja, die Fotografie hat sich noch nie so schnell technisch weiterentwickelt wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten.
Die meisten erinnern sich an ihre erste analoge Kamera. Aber erinnert ihr euch noch wie es dann wirklich war wenn es um ein Foto ging? 36 Bilder auf einem 35mm-Film. Das war’s auch schon. Höchstens 36 Versuche. Man hat natürlich 3 oder 4 Filme in den 2-wöchigen Urlaub mitgenommen, aber das entscheidende ist, dass man sich über jedes Bild mehr Gedanken gemacht hat als heute. Man hatte dann oft erst nach mehreren Tagen das Ergebnis zu sehen bekommen – bereits gedruckt natürlich. Das Ganze war mit vielen Kosten verbunden und Profis haben genau gewusst, worauf es ankommt bei einem Foto. Man hat nicht eher den Auslöser gedrückt, bevor das Motiv nicht ideal positioniert und belichtet wurde. Dann gab es einige wenige Klicks und das Bild war im Kasten.
Heute läuft ein Shooting anders ab. Man hat viel mehr Möglichkeiten das Modell zu positionieren, das richtige Licht zu korrigieren und zu experimentieren. Praktisch JEDER kann ein tolles Foto mit alltäglichen modernen Mitteln wie Smartphones, etc. schießen. Auch die automatisierten Vorgänge, wie z.B. der Weißabgleich, Überbelichtungskorrektur, HDRs, usw., die zum Gelingen eines Werkes entscheidend Beitragen, werden immer benutzerfreundlicher. Ich bin immer mehr fasziniert, wie ein winziger Kamerasensor in unseren Smartphones so viele Lichtinformationen einfangen und verarbeiten kann.
Letztenendes gehört zu einem gelungenen Porträt aber viel mehr als nur eine gute Inszenierung. Man sucht sich aus hunderten Bildern eines Shootings das oder die besten Bilder raus, bearbeitet jedes einzelne dieser Bilder aufwendigerweise am Rechner und kann erst dann sein Ergebnis präsentieren.
Nun kennen sicher die meisten seriösen Fotografieintusiasten, die schonmal ein TFP-Shooting angeboten haben die folgende Frage: „Kann ich alle Bilder des Shootings bekommen?“
Ich habe mir vor einigen Tagen die Mühe gemacht bei Facebook ausführlich auf diesen Fall zu antworten:
„Dass du nicht mit Profis arbeitest, sollte dir schon vorher bewusst sein. Was hier interessiert ist das Ergebnis und nicht das Rohprojekt, das du gerne hättest.
Es ist 1. schlechte Werbung für den Fotografen, wenn unbearbeitete Bilder in die Öffentlichkeit unkontrolliert gelangen; 2. will das Modell die Bilder garnicht unbearbeitet sehen. Glaub mir das einfach; und 3. werden die Bilder im RAW Format aufgenommen. Dieses Format wirst du mit Standardprogrammen weder lesen können, noch wird dich dieses Format qualitativ in irgendeiner Hinsicht begeistern. Die Dateien sind Roh. Sie haben etwa 25MB Größe pro Foto, kaum Kontrast (weder in Licht, Schatten noch in den Farben) und es kostet viel Mühe jedes einzelne Bild in eine entsprechend lesbare oder gar qualitativ hochwertige Qualität zu bringen. Der einzige Grund die Bilder in diesem Format aufzunehmen ist, dass man in der Nachbereitung mehr Freiheiten durch unkomprimierte Bildinformationen hat.
Wenn dir andere Fotografen ihre 600 oder 700 Aufnahmen aus einem TFP Shooting herausgeben, dann kann ich dir mit großer Gewissheit sagen dass diese Person entweder wochenlang nichts anderes zu tun hatte, als das Shooting Tag und Nacht zu bearbeiten, oder es handelte sich hierbei schlicht und ergreifend um keinen Profi und die Bilder wurden von Anfang an im JPEG-Format aufgenommen, was den Erwerb einer teuren DSLR oder Systemkamera völlig überflüssig macht.“
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne zusammenfassen, dass man nach einem Shooting für gewöhnlich keine große Anzahl an Bildern erwarten darf. Es geht hier – das möchte ich ganz deutlich machen – einzig und alleine um die Qualität. So wie das früher bei den 35mm Filmen war. Die Quantität ist einfach unrelevant.
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Michael Langer